
In diesem Beitrag unserer Technik-Sektion möchte ich euch zeigen, wie ich bei unserem Magnus den Motorölwechsel, bzw. welche Gedanken ich mir dazu gemacht habe. Ich hoffe, dem Einen oder Anderen dadurch eine kleine Hilfestellung geben zu können, möchte aber gleich zu Beginn darauf hinweisen, dass ich kein KFZ-Meister oder dergleichen bin und ihr beim „Nachmachen“ natürlich auf eigene Verantwortung arbeitet. Quellen sind die Deutz-Rundschreiben, das Motorenhandbuch und die eigene Erfahrung.
Für ganz Eilige – Die Zusammenfassung am Anfang
Nicht jeder hat Lust, sich durch seitenlange Theorie und Dokumentation zu kämpfen. Deshalb, das Wichtigste gleich zu Beginn:
- Ölwechsel alle 30.000 km (je nach Beanspruchung und Fahrweise +- 10.000 km)
- mineralisches Mehrbereichsöl SAE 15W-40 *
- Ölfilter
- Hauptstromfilter: Mann & Hummel W962 *
- Nebenstromfilter: Mann & Hummel PF 1025n (ersetzt durch P550117 *)
- Kupferdichtring: innen 22 mm, außen 27 mm
Etwas Theorie: Welches Öl und wie oft wechseln?
Da wir leider keine Aufzeichnungen darüber haben, wann Magnus während seiner Dienstzeit den letzten Motorölwechsel hatte, haben wir uns dazu entschieden, relativ früh einen Motorölwechsel zu machen. Gemäß technischem Rundschreiben von Deutz sollte man das beim originalen Deutz BF 6 L 913 Motor jährlich oder alle 15.000 – 40.000 km tun. Genaueres zu den Wechselintervallen weiter unten.
Welches Öl ist das Richtige?
Im Wartungshandbuch empfohlen: 22 Liter Urania Turbo SAE 15W-40. Das ist aber relativ teuer und nicht so einfach zu bekommen. Es lohnt sich also, sich Gedanken über Alternativen zu machen.
Bei der Wahl des richtigen Öls, kann man sich aber auch „verkünsteln“ und verschiedene Faktoren berücksichtigen. Damit kann man dann durchaus ein für sich optimales Öl auswählen. Maßgeblich sind hierfür:
- Die Umgebungstemperaturen unter denen das Fahrzeug bewegt wird.
- Die Belastungen, denen der Motor ausgesetzt ist
- Welche Fahrweise (Stadt-, Nah- oder Fernverkehr)
- Die Wechselintervalle, die man fahren möchte.
- Welche Dieselqualität man auf seinen Reisen bekommt (Schwefelgehalt, Biodiesel)
Umgebungstemperatur – Die richtige Viskositätsklasse
Motorenöle werden in unterschiedliche Viskositätsklassen eingeteilt. Das verbreitetste System stammt von der Society of Automotive Engineers (SAE). Je nachdem in welchem Temperaturbereich man unterwegs ist, machen unterschiedliche Öle Sinn. Seit Ende der 60er verbreiten sich sogenannte Mehrbereichsöle, die einen bestimmten Temperaturbereich abdecken. Der früher oft nötige Wechsel zwischen Sommer- und Winteröl entfällt hier. Heute findet man bei Fahrzeugmotoren nahezu ausschließlich Mehrbereichsöle vor. Diese Öle erkennt man an der Bezeichnung in Form von (SAE) 15W-40.
Die erste Zahl (im Beispiel 15) gibt die Mindesttemperatur in °C an, bei der das Öl gerade noch pumpfähig ist. Nach einem „W“ gibt die zweite Zahl (im Beispiel 40) die sog. kinematische Viskosität bei 100°C in mm²/s an. Je höher dieser Wert, desto widerstandsfähiger ist das Öl bei Belastung im Grenzbereich.

Mineralisch oder synthetisch
Während heute vor allem synthetische, also Öle die nicht direkt aus Erdöldestillaten gewonnen wurden, verwendet werden, waren zum Zeitpunkt der Entwicklung des Motors im 90-16 vor allem mineralische Öle (= Öle die direkt aus Erdöldestillaten hergestellt wurden) gebräuchlich. Eine Mischform sind teilsynthetische Öle.
Prinzipiell sind beide Öltypen möglich und auch durch Deutz für den Motor freigegeben. Wichtig ist hier: nicht mischen. Da die Tendenz in den einschlägigen Internetforen aber deutlich zu mineralisch geht und auch alle berufsmäßigen Motorenschrauber, mit denen ich geredet habe, eher zu mineralisch tendieren, werden wir vorerst bei diesem bleiben – ganz ohne fundierte Begründung dafür. Wenn jemand eine hat: gerne kommentieren oder eine Nachricht schreiben. Das interessiert uns!
Deutz-Schmierstoffempfehlungen und -freigaben
Nicht jedes Motorenöl erfüllt die Anforderungen, die der Motor an es stellt. Neben der Art des Motors selbst, spielen auch Faktoren wie eine vorhandene Abgasnachbehandlung, der Schwefelgehalt im Treibstoff oder die Basenzahl des Motoröls (TBN, Eigenschaft des Motoröls schädliche Säuren die bei der Verbrennung im Motor entstehen zu neutralisieren) eine Rolle. Ich werde mich im weiteren nur auf Öle beziehen, für die es hierdurch (natürlich im Rahmen der technischen Grenzen) keine Einschränkungen gibt.
Deutz hat eigene Schmierölempfehlungen und -klassierungen (DQC) herausgegeben. Motorenöle, die diese erfüllen sind prinzipiell für den jeweiligen Motor freigegeben und geeignet. Je nach Qualitätsstufe aber mit Einschränkungen, die dann zu verkürzten Wechselintervallen führen.
Deutz Schmierölqualitäten
Für den Deutz BF 6 L 913 sind nachfolgende Deutz-Schmierölqualitäten freigegeben:
Schmierölqualität | Qualität |
---|---|
DQC I-02 | Mindestqualität für Standardmotoren, z.T. mit reduzierten Schmierölwechselintervallen |
DQC II-10 | Standardqualität für Standardmotoren |
DQC III-10 | Hochleistungsdieselmotorenschmieröl für Motoren mit geschlossener Kurbelgehäuseentlüftung und/oder für Motoren mit erhöhten Leistungen. |
DQC IV-10 | Ultra-Hochleistungsdieselmotorenschmieröle für Motoren höchster Leistung und/oder mit geschlossener Kurbelgehäusentlüftung. |
Empfohlen werden natürlich die eigenen Öle, die über die jeweiligen Deutz-Partner / sdeutz.com erhältlich sind. Das sind:
Schmierölqualität | Schmierölbezeichnung | Deutz-Bestellnummer |
---|---|---|
DQC II-10 | DEUTZ OEL TLS-15W40D | 5-Liter Kanister: 0101 6331 20-Liter Kanister: 0101 6332 |
DQC III-10 | DEUTZ OEL TLX-10W40FE | 5-Liter Kanister: 0101 6335 20-Liter Kanister: 0101 6336 |
DQC IV-10 | DEUTZ OIL DQC4-5W30-UHP | 20-Liter Kanister: 0101 7849 |
Freigabelisten
Auch wenn Deutz ein berechtigtes Interesse daran hat, eigene Öle zu verkaufen, gibt es doch zahlreiche Öle, die die Anforderungen nach DQC ebenfalls erfüllen. Hierzu gibt es eine Freigabeliste, auf der Motorenöle gelistet sind, die den Anforderungen der jeweiligen DQC entsprechen.
Andere Klassierungen
Da wir unser Fahrzeug auch für längere Reisen in weiter entfernte Länder bauen, ist nicht immer sichergestellt, dass Motorenöle mit DQC-Klassierung verfügbar sind. Das Verfügbarkeits- bzw. Klassierungsproblem hat auch Deutz erkannt und, neben den eigenen Freigabelisten, eine Definition zulässiger Schmieröle anderer Spezifikationen erarbeitet, die in Deutz-Motoren verwendet werden können.
ACEA: Europa, Verband der europäischen Autohersteller
API: (Nord-) Amerika, American Petroleum Institute
JASO: eingeschränkt weltweit, Japanese Automotive Standards Organization
DHD: global
Spezifikationen | DQC I | DQC II | DQC III | DQC IV |
---|---|---|---|---|
DEUTZ Freigabeliste | DQC I-02 | DQC II-10 oder DQC II-05 | DQC III-10 oder DQC III-05 | DQC IV-10 oder DQC IV-05 |
ACEA | E2-96 | E3-96 oder E4-12 oder E5-02 oder E7-12 | – | – |
API | CF oder CF-4 oder CG-4 | CH-4 oder CI-4 oder CI-4 Plus | – | – |
sonstige | – | JASO DH -1 DHD-1 | – | – |
Empfehlung
Wir setzen momentan auf ein DQC-III-10-Öl wie das Addinol Diesel Longlife MD1548 *. Preis im Juni 2023: rund 4,50 € / Liter. Aus unserer Sicht ein vernünftiger Kompromiss zwischen Ölqualität / Wechselintervallen und Kosten. Preise zu vergleichen lohnt aber, da hier eine gewisse Dynamik vorhanden ist.
In welchen Abständen sollte man einen Motorölwechsel vornehmen?
Wie bereits erwähnt, empfiehlt Deutz für den BF 6 L 913 bei normaler Beanspruchung, je nach Schmierölqualität, ein Wechselintervall von 15.000 – 40.000 km oder spätestens jährlich. Die große Differenz zwischen den empfohlenen Wechselintervallen und die Glaubenskriege dazu in den verschiedenen Internetforen, haben mich dazu veranlasst, mir das Ganze einmal etwas genauer anzusehen.
Gleich vorne weg: Man kann auch einfach den Tabellenwerten (siehe unten) vertrauen. Die folgenden beiden Absätze aber der Vollständigkeit halber.
Beanspruchung
Wichtig für das Wechselintervall ist die Schmierölbeanspruchung. Unter „normaler Beanspruchung“ versteht Deutz die Beanspruchung, bei der der Kraftstoffverbrauch pro Betriebsstunde kleiner gleich der Nennleistung in kW multipliziert mit 0,135 ist, d.h.
Kraftstoffverbrauch [l/h] ≤ Nennleistung [kW] x 0,135 [l h/kW]
Kraftstoffverbrauch [l/h] ≤ 118 kW x 0,135 l h/kW
Kraftstoffverbrauch [l/h] ≤ 16 l/h
Als Faustformel kann man annehmen, dass eine Betriebsstunde etwa 50 km entspricht, woraus folgt:
Bei einem Kraftstoffverbrauch von ≤ 32 l / 100 km liegt also eine mittlere Belastung vor. Das dürfte für die meisten Fahrten, auch mit Geländeetappen, zutreffen.
Der Vollständigkeit halber: Bei hoher Schmierölbeanspruchung empfiehlt Deutz, die Wechselintervalle zu halbieren.
Das gilt auch beim Dauerbetrieb in sehr niedrigen Temperaturen (Umgebungstemperatur dauerhaft < -10°C oder Öltemperatur dauerhaft < 60°C) oder beim Betrieb mit besonders schwefelhaltigen Kraftstoffen (>0,5 – 1,0 Gewichts-%) oder beim Betrieb mit Biodiesel.
Fahrweise
Ebenfalls beeinflusst die Fahrweise das Wechselintervall. Im Stadt- oder Nahverkehr braucht es engere Wechselintervalle als im Fernverkehr. Vereinfachend geht Deutz davon aus, dass der Verkehrstyp über die Durchschnittsgeschwindigkeit VD abgeschätzt werden kann.
- Stadtverkehr 25 km/h
- Nahverkehr 40 km/h
- Fernverkehr 60 km/h
Unsere Fahrweise kommt wohl einer Mischung aus Nah- und Fernverkehr am nächsten.
Wechselintervalle
Die nachfolgende Tabelle zeigt die Wechselintervalle für die jeweiligen Öl-Qualitätsstufen bei normaler Beanspruchung gemäss des technischen Rundschreibens 0199-99-01217/2 von Deutz.
Schmierölqualität | Wechselintervall (Nah) | Wechselintervall (Fern) |
---|---|---|
DQC I | 15.000 km | 20.000 km |
DQC II | 20.000 km | 30.000 km |
DQC III | 30.000 km | 40.000 km |
DQC IV | 30.000 km | 40.000 km |
Hält man sich an das jährliche Wechselintervall, lässt sich anhand der voraussichtlichen Fahrleistung die notwendige Mindestqualität des Öls bestimmen. Bei weniger als 20.000 km im Jahr in Mitteleuropa tut es unter Umständen ein „einfacheres“ Öl als bei 15.000 km mit miesen Kraftstoffqualitäten fern der Heimat.
Wir werden uns an den Wechselintervallen für den Nahverkehr orientieren, dann sind kleinere Geländeetappen auch abgedeckt. Klar ist, dass die Wechselintervalle keine exakte Wissenschaft sind, sondern ungefähre Richtwerte darstellen. Wer etwas früher als vorgesehen wechselt, macht sicher nichts verkehrt, ein späterer Wechsel wird den Motor auch nicht sofort in die ewigen Jagdgründe befördern.
Links
- Freigegebene Motorenöle: Freigabeliste Deutz Schmieröl-Qualitätsklassen
- Wechselintervalle: Deutz Technisches Rundschreiben 0199-99-01217/2 DE
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