Von Lust und Frust

Wir haben mal wieder etwas gelernt: Es macht nicht immer nur Spaß, einen alten LKW selbst zu restaurieren und auszubauen. Gelegentlich überwiegt der Frust.

Dies trifft insbesondere zu, wenn der Ausbau ein reines Ferienprojekt ist. Wir wohnen circa vier Autostunden von Magnus entfernt und arbeiten beide in Vollzeit-Angestelltenverhältnissen. Daher bleibt es bei etwa fünfzehn bis zwanzig Urlaubstagen, die wir jedes Jahr in den Fortschritt des Projektes investieren können.

Um effektiv ins Arbeiten zu kommen, genügt es leider nicht, nur für ein Wochenende vorbei zu kommen. Magnus ist an seinem Standort super untergebracht und der Vermieter ist großartig, denn er erlaubt uns ohne Einwände das Basteln und Schrauben auf seinem Grundstück. Dennoch fahren wir täglich etwa 45 Minuten hin- und wieder zurück, um die Arbeiten voran zu bringen, da eine Halle in der Nähe unserer Unterkunft nicht zu finden ist. Auch können wir an Magnus‘ Standort keine dauerhafte Werkstatt einrichten, so dass wir unsere Werkzeuge und Materialien für jeden Arbeitseinsatz aus ihrem Lager holen und dann mit uns im „mobilen Werkstattwagen“ (= Wohnmobil von Manuels Eltern) mit uns herumfahren. Das kostet uns natürlich zusätzliche Rüstzeit, so dass wir je einen Tag für Auf- und Abbau einplanen. An diesen Rüst-Tagen kommt man nicht in den Flow.

Wir sind immer wieder beeindruckt von den vielen Camper-Selbstbauprojekten auf Instagram und Youtube. In scheinbar kürzester Zeit stellen da einige Pärchen oder auch Einzelpersonen ein komplettes Fahrzeugprojekt mitsamt der zugehörigen Fahrgestellsanierung fertig. Uns ist natürlich auch bewusst, dass die virtuelle Welt hier die Realität auch gerne verkürzt oder verzerrt, aber der eine oder andere nennt auch die Zeit, die der Um- bzw. Ausbau gedauert hat.

Aber was ist es denn nun, was (nur) uns so lange aufhält? Warum wird das Fahrzeug denn nicht einfach mal fertig? Wir erhalten diese Frage immer wieder: „Wann geht es endlich los auf eure große Reise?“.

Damit ihr einen Eindruck des Projektumfangs gewinnt, hier ein Auszug aus den vielen kleinen und großen Dingen, die wir in den letzten zwei Jahren an Magnus getan haben.

  • Alle Feuerwehraufbauten bis auf den Rahmen zurück bauen
  • Rostlöcher im Radkasten und Beifahrerfußraum flicken
  • Alle Leitungen austauschen (Diesel, Druckluft, Hydraulik)
  • Neue Tanks anbauen und Spritverteilung neu aufbauen
  • Alle Verschleißteile tauschen, Flüssigkeiten und Filter wechseln
  • Spachtel- und Schleifarbeiten Rückwand
  • Generelle Lackiervorbereitungen (alle Löcher flicken, spachteln, schleifen – alle Anbauteile abbauen)
  • Kunststoffteile erneuern (insbesondere Dichtungen und Dämpfer)
  • Feuerwehrelektrik entfernen, Kabelbäume wickeln, Fehlersuche Elektrik
  • Lichtmaschine – größer und neu, aber erfordert Anpassungen
  • Fahrerhausdach abdichten, Fahrerhaus kürzen, Kabel verlegen, dämmen, Rostschutz,
  • Fahrerhaus reinigen – hier gibt es viel Schmutz von der Feuerwehr und von uns
  • Standheizung im Fahrerhaus ersetzen (mit E Prüfzeichen)
  • Türen verkabeln für Spiegelheizung
  • Stoßstange sandstrahlen, grundieren
  • Frontrahmen neu bauen, grundieren
  • Radkästen kürzen
  • ALLES reinigen – IMMER WIEDER
  • Unterbodenfächer im Fahrerhaus bauen, neuen Fußboden einlegen
  • Wandverkleidungen für das Fahrerhaus anpassen (Schablonen bauen, Hartschaumplatten zuschneiden, anhalten, wieder abnehmen, anpassen, nochmal anhalten, usw.)

Neben der tatsächlichen Umsetzung am LKW erfordern viele Arbeitsschritte ausführliche Recherchen unsererseits. Leider sind wir beide auf vielen Gebieten auch nur Laien und müssen erstmal unser theoretisches Wissen erweitern, bevor wir uns überhaupt an einige Tätigkeiten wagen. Dann stellen wir aber nicht selten während der praktischen Umsetzung fest, dass unsere Theorie eben nur eine genau solche war. Einige Schritte müssen wir wieder rückgängig machen und/oder neu bedenken. Auch dies kostet Zeit und ist vor allem recht ernüchternd für uns. Wenigstens lernen wir mit jedem Fehler dazu und finden schließlich auch stets eine Lösung – teilweise sogar eine bessere.

Es geht also oftmals nur in winzig kleinen Schritten voran und Änderungen sind nur schwer erkennbar – der Magnus „vorher“ sieht dem Magnus „nachher“ meist verblüffend ähnlich. Trotzdem sind die derzeit zu erledigenden Arbeitsschritte und Umbauten essentiell. Magnus soll schließlich ein vollständig überholter Veteranen-LKW sein, der uns viele Jahre auf großer Fahrt begleiten wird. Glaubwürdige Schätzungen für ein derart umfangreiches Projekt gehen von gut 6.000 zu investierenden Arbeitsstunden aus. Gepaart mit den ganz individuellen Umgebungsvariablen beläuft sich die Gesamtdauer eben auf viele Jahre. Sobald man das einmal akzeptiert hat und – wie wir – aufhört, sich ständig neue (unrealistische) Fertigstellungstermine zu setzen, fühlt sich der Weg gar nicht mehr so schlimm an.

Trotz aller Widrigkeiten, freuen wir uns stets auf das Ergebnis und die damit verbundene Aussicht auf zukünftige gemeinsame Reisen. Dies gibt uns immer wieder die notwendige Motivation an unserem Traum festzuhalten. Gleichzeitig empfinden wir den Ausbau mehr und mehr als Teil der Reise sowie als gute Vorbereitung für zukünftige Reparaturen auf und abseits der Straße.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Würde uns freuen, wenn ihr uns von euren ganz persönlichen Höhen und Tiefen berichtet.

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