Endlich ist es soweit. Manuel und ich haben zwei Wochen Urlaub. Nun soll es so richtig losgehen mit unserem Expeditionsmobilausbau. Vielleicht sollten wir besser sagen, dass die ersten Arbeiten lediglich dem Rückbau gewidmet sind. Da müssen doch eine große Menge Ein- und Aufbauten der Feuerwehr weichen, bevor aus unserem Magnus ein Reisemobil werden kann.
Wir sind bereit und wollen starten, Magnus für den Umbau vorzubereiten. Dazu brauchen wir eine Halle, in der wir ihn unterstellen können, wenn er später mit gekürztem Fahrerhaus herumsteht und vorübergehend nicht fahrbereit ist. Eigentlich hatten wir hierzu schon alles vor Wochen organisiert, aber leider werden wir jetzt hängen gelassen. Die Unterstellmöglichkeit hat sich zerschlagen. Was für ein Dämpfer! Glücklicherweise finden wir über Manuels Kontakte und mit der Hilfe guter Freunde sowie der Familie eine sehr kurzfristige Lösung. Wir dürfen in eine Halle, in der wir Magnus mindestens bis Ende August stehen lassen können. Auf dem zugehörigen Werkshof ist es auch möglich, alle jetzt notwendigen Arbeiten durchzuführen. Eine riesige Erleichterung für uns.
Bleibt noch die Schwierigkeit, dass Magnus mit seinen abgelaufenen Kurzzeitkennzeichnen momentan nicht zum neuen Standort gefahren werden darf. Daher beginnt Manuel zunächst, erste Arbeiten zu erledigen, die wenig Lärm machen und problemlos auf einem Außenstellplatz durchgeführt werden können. Am Ende des zweiten Tages unserer Arbeitswochen sind die Blaulichter abmontiert und schon ein erheblicher Teil der Inneneinrichtung des Fahrerhauses entfernt. Gerne würden wir jetzt mit den versprochenen Überführungskennzeichen umparken. Leider werden wir auch hier enttäuscht und haben den dritten Tag verloren. Ein guter Freund von uns springt spontan ein und wir transportieren Magnus schließlich auf einem Tieflader zur neuen Halle.

Wir arbeiten ab jetzt täglich viele Stunden am Abbau des Feuerwehrkoffers. Das ist echt ein hartnäckiges Teil. Kiloweise Schrauben müssen gelöst und unzählige Nieten aufgebohrt werden. Wir tragen die Einbauten des Koffers einzeln ab. Dabei versuchen wir bestmöglich den Schrott in Stahl, Aluminium und Nichtmetalle zu trennen. Alle Teile, die wir eventuell später noch gebrauchen können, heben wir natürlich auf. Genauso gehen wir bei der Doppelkabine vor. Wir schmeißen alles raus, was nicht mehr benötigt wird. Zum Kürzen des Fahrerhauses muss das Blechgerippe frei liegen. Fast eine Woche ist bereits vergangen und die ganze investierte Arbeit ist vordergründig kaum zu erkennen. Deshalb soll nun der Koffer endlich vom Fahrzeug gehoben werden. Da müssen ja nur schnell die Bolzen gelöst werden und schon können wir ihn mit einem Gabelstapler vom Rahmen herunterheben. Dachten wir…

Bisher liefen die Ausbauten weitestgehend reibungslos und einfach. Die Vorbaupumpe mitsamt Saugschläuchen hat Interessenten gefunden, die sie kurzerhand demontieren und uns so ein gutes Stück Arbeit abnehmen. Nun sind wir an dem Punkt angekommen, an dem Magnus sich wehrt, sein Heck freilegen zu lassen. Seit Stunden versuchen wir, die Kontermuttern zu lösen, die die letze Halterung des Rahmens freigeben. Es bewegt sich gar nichts. Egal wie groß der angesetzte Hebel oder der verwendete Druckluftschlagschrauber, die Muttern sitzen fest. Wir entscheiden uns, über Nacht den Rostlöser wirken zu lassen und machen Feierabend. Der nächste Morgen beginnt jedoch, wie der vorherige Tag geendet hat. Es bewegt sich nichts. Wir besprechen alle Optionen, auch den möglichen Einsatz eines Schneidbrenners, mit anderen LKW-Bastlern. Einer kommt auf die großartige Idee, einen Mutternsprenger zu verwenden. Hätten wir gewußt, dass wir einen solchen zur Verfügung haben, hätten wir uns einige Stunden Arbeit und Ärger gespart. In kürzester Zeit sind die letzten Halterungen des Koffers gelöst. Er wird nun kurzerhand heruntergehoben. Magnus wirkt plötzlich ganz klein und unvollständig. Die stolze Feuerwehr ist Vergangenheit.

Die zweite Woche beginnt. Der Rückbau ist noch nicht beendet. Jetzt geht es an das Fahrerhaus. Ein Freund von uns hat sich bereit erklärt, uns bei dem Kürzen der Doppelkabine und dem Einschweißen des Rahmens für die neue Rückwand zu helfen. So nutzen wir den Samstag erst einmal, um Stahlrohre zu besorgen. Wir haben uns für Profile mit 30x30x2 entschieden. Die Arbeiten der nächsten Tage ziehen sich viel länger hin, als wir geschätzt hätten. Wir bauen zunächst die Türen aus und schneiden die Kabine möglichst grob ab. Diese Arbeiten mit der Flex ziehen sich über etwa zwei Tage. Immer wieder fehlen uns Materialien, die wir zwischendurch besorgen müssen. Schlußendlich ist der größte Teil des Fahrerhauses abgetrennt und vom Fahrzeug gehoben. Den unteren Rahmen der Kabine lassen wir zunächst stehen, damit wir eine gute Auftrittfläche während der Schweißarbeiten haben. Die beiden Männer sind jetzt mit dem Sägen der Profile und dem Bau der Rahmenkonstruktion beschäftigt. Hier müssen sie den ursprünglichen Plan einige Male spontan anpassen, da vor dem Abschneiden der Kabine die genaue Konstruktion derselben gar nicht erkennbar war. Alles kein echtes Problem, aber es kostet eben Zeit.

Ich nutze diese Tage, in denen ich kaum helfen kann, um administrative Tätigkeiten sowie verschiedene Besorgungen zu erledigen. Da wir je nur einen Zündschlüssel und Türschlüssel für Magnus besitzen, besorge ich passende Rohlinge für Ersatzschlüssel von Iveco und lasse die Schlüssel kopieren. Den Karosseriekleber für die Rückwand beschaffe ich ebenfalls, während mehr und mehr Werkzeuge, Verbrauchsmaterialien und Teile geliefert werden, die wir früher oder später für den Umbau brauchen. Unsere luftgefederten Sitze und die neuen Aluminiumtanks stehen jetzt auch schon vor der Tür. Wir mieten daher einen Lagerplatz, um die Garage von Manuels Eltern wieder von diesen Dingen befreien zu können. Die Planung der Wohnkabine muss auch vorangetrieben werden, so dass ich diverse Hersteller kontaktiere. Alle diese Aktivitäten sind für sich genommen nicht sehr zeitaufwendig, summieren sich aber doch erstaunlich schnell zu ganzen Tagen, ohne dass sie einen direkten Einfluss auf den momentanen Baufortschritt am LKW hätten. Gut, dass wir uns an dieser Stelle die Arbeiten aufteilen können.

Uns bleiben noch etwa fünf Urlaubstage, da sind wir wieder nur noch zu Zweit. Der Rahmen steht mit gepunkteten Verbindungen da, aber nun beginnt die Feinarbeit. Schweißnähte müssen sauber nachgezogen und abgeschliffen werden. Die bisher grob abgetrennte Kabine wird sauber geschnitten und die Bodenkonstruktion wird abgetrennt. Damit muss auch erstmal die Fahrerhauslagerung weichen. Ein Holzklotz mit Spanngurt übernimmt vorübergehend diese Aufgabe. Endlich haben wir den Punkt erreicht, an dem nicht mehr vorwiegend ab- sondern aufgebaut wird. Magnus muss jetzt trotzdem ein wenig auf uns warten, da es den riesigen Schrottberg zu entsorgen gilt. Um etwa zwei Tonnen Material haben wir Magnus erleichtert. Die Zerlegung und der Abtransport des Abfalls nehmen erneut mehr Zeit in Anspruch, als wir kalkuliert hatten. Dank der großartigen Hilfe von Freunden und Bekannten hinterlassen wir jedoch nun keine Spuren mehr. Ohne diese Unterstützung hätte alles ganz sicher noch länger gedauert.

Unsere letzten zwei Tage bei Magnus sind angebrochen. Anschließend müssen wir erstmal wieder nach Hause, um in unseren eigentlichen Jobs zu arbeiten. Mit der Hilfe eines weiteren Freundes schneiden und kanten wir Bleche, die später unsere Rückwand des Fahrerhauses bilden sollen. Die genaue Einpassung ist gar nicht so einfach, da die Seitenwände des 90-16 gewölbt sind. Wir haben uns für leicht vorstehende Seitenwände entschieden, da wir die Rückwand ausschließlich verkleben wollen und hiermit mehr Kontaktfläche an der Blechaußenkante erhalten. Am Ende eines langen Tages sind drei Blechteile vorgefertigt zum Einbau.
Die anfangs verlorenen drei Tage fehlen uns nun, um Magnus wieder fahrbereit zu bekommen und das Fahrerhaus zu schließen. Daher entscheiden wir uns, ihn für zwei Wochen in seinem aktuellen Zustand zu belassen und den letzten Urlaubstag zum Aufräumen zu nutzen. Lediglich alle offenen Blech- und Rahmenteile lackieren wir noch mit Rostschutz, damit wir nicht entrosten müssen, wenn wir zurück kommen. Wir sammeln alle unsere Teile und Werkzeuge ein, bringen sie ins Lager und verabschieden uns vorerst von unserem geliebten LKW. Wir haben viel geschafft, aber dennoch sind wir etwas traurig, dass Magnus jetzt noch so unvollständig stehen bleiben muss.

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