Juhuuuuu! Der erste Projektmeilenstein ist geschafft – es geht von der Planungs- in die Umsetzungsphase. Seit Tagen wird unser Gesicht von einem fetten Grinsen geziert. Wir freuen uns wie kleine Kinder, dass wir unseren Magnus gefunden haben. Das fällt auch unseren Freunden und Familien auf 😀
An dieser Stelle möchten wir einmal kurz die Gelegenheit nutzen, uns pauschal für alle entstandenen und zukünftig entstehenden Umstände bei unseren Familien und Freunden zu entschuldigen. Auch möchten wir uns ganz herzlich für ihre bisherige und andauernde Hilfe in Rat und Tat bedanken. Ohne diese starke Unterstützung und den sicheren Rückhalt, wäre unser Traum nicht so gut zu verwirklichen. VIELEN HERZLICHEN DANK!
Wie Magnus in seinem Beitrag ja schon erwähnt hat, sind wir zwei Wochen nach dem Kauf erneut in den Norden gereist, um ihn abzuholen. Es ist der 3. Juli. Zuallererst fahren wir zum zuständigen Zulassungsamt und besorgen uns Kurzzeitkennzeichen für die Fahrten der nächsten Tage. Erstaunlicherweise erhalten wir eine Zulassung als 9-Tonnen Löschfahrzeug (als privater Käufer und trotz vorliegender Ablastung auf 7,5 Tonnen). Magnus ist also noch immer ganz legal eine Feuerwehr. Na gut – das spart uns fürs Erste den Abbau der Blaulichter. Vorsichtshalber werden wir aber die Sicherung ziehen, um Diskussionen bei eventuellen Fahrzeugkontrollen zu vermeiden.
Zurück am Fahrzeug entdecken wir, dass einer der Sperrhebel immer noch abgebrochen ist. Wir hatten diesen Mangel bereits bei der Probefahrt entdeckt und beim Kauf zur Reparatur vereinbart. Da wurde wohl was vergessen. Alle anderen zugesagten Arbeiten sind zuverlässig erledigt. Auch die Einheit mit den Sperren wird nun noch kurzerhand durch ein Mechanikerteam getauscht. Jetzt ist alles zur Abfahrt bereit. Nur noch schnell ein paar Liter Diesel tanken – dann geht es auf die Straße.
Einige Zeit später steht auf der Auffahrt meiner Eltern in Hamburg ein ziemlich großes Feuerwehrauto. Das sorgt für reichlich neugierige Blicke. Manuel hat Magnus gefahren, ich bin im Wagen meiner Eltern zurück gereist. Irgendwie können wir das noch gar nicht so richtig fassen. Der Weg zum eigenen LKW ging dann doch überraschend schnell. Nun sind wir stolze Besitzer eines schicken roten Flitzers und die ersten knapp 100 Kilometer ist Magnus mit uns bereits gefahren. Aber viel Zeit für Bewunderung bleibt nicht. Wir haben noch einen straffen Plan für einige Modifikationen am Fahrerhaus. Morgen soll es schon bereits ganz früh auf die Autobahn nach Augsburg gehen. Dort wird Magnus sein vorläufiges Zuhause haben.
In erster Linie geht es uns für die Überführungsfahrt mit den geplanten Einbauten um Aspekte der Sicherheit, aber auch ein wenig Komfort darf nicht fehlen. Händlerseitig wurden bereits Kopfstützen an Fahrer- und Beifahrersitz nachgerüstet. Darüber hinaus haben wir uns Sicherheitsgurte besorgt, die wir nun an den bauseitig vorhandenen Befestigungen in der B-Säule und an der Sitzkonsole verankern. Grundsätzlich ist das nicht kompliziert, geht aber zu zweit deutlich einfacher. Glücklicherweise leiht mein Vater uns darüber hinaus den kompletten Inhalt seines perfekt ausgestatteten Werkzeugkellers. Ein kleiner Hinweis: möchte man die Schrauben der Sitzkonsole lösen, um dort beispielsweise ein Gurtschloss zu befestigen, sollte man das Fahrerhaus kippen. Eine Person bleibt dabei im Fahrerhaus, um die Schraube zu kontern – der jeweils andere schraubt vom Motorraum aus die Schrauben heraus und später wieder ein. Mit der Methode haben wir gute Erfahrungen gemacht. So haben wir genug Freiheit, um die Schraube richtig zu drehen und es fallen auch (fast 😉 ) keine Teile in den Motorraum. Das läuft doch ganz gut!
Motiviert von den guten Erfahrungen der ersten Bastelarbeiten macht sich Manuel an die Verlegung einiger Elektrokabel, die an die ehemalige Versorgung der Feuerwehreinbauten im Sicherungskasten angeschlossen sind. Derweil reinige ich mal grob das Fahrerhaus und sammle zig lose Schrauben, Späne und Unterlegscheiben aus dem Wagen, die beim Ausbau der Gerätschaften hinterlassen wurden. Außerdem verpasse ich unseren echt heruntergekommenen Sitzen einen Überzug, der unsere Kleidung ein wenig schonen soll und auch das Aussehen von Magnus gleich erheblich aufwertet. Manuel hat mittlerweile eine 24 Volt Steckdose für die Kühlbox installiert und eine 12 Volt Steckdose zum Laden unserer Telefone während der Fahrt sowie unser neues Autoradio an einen vorhandenen Spannungswandler angeschlossen. Das Multimeter bestätigt, dass die Verkabelung so passt. Schnell noch ein paar Lautsprecher angeschlossen und montiert – dann soll es das gewesen sein. Der abschließende Funktionstest zeigt dann ganz klar: das Radio läuft nicht – die 12 Volt Steckdose auch nicht. Na großartig! Ist nun das Radio defekt? Oder der Spannungswandler? Defekt kann der nicht sein, denn er liefert laut Messungen durchaus 12 Volt Spannung. Muss das neue Radio gleich wieder umgetauscht werden? Wir verbringen noch sehr viel Zeit mit der Fehlersuche. Mittlerweile ist es Abend geworden. Wir wollten doch nur zum Mittagessen bei meinen Eltern vorbei kommen, schnell ein wenig basteln und dann nach dem Kaffeetrinken wieder aufbrechen…
Etwas ernüchtert entschließen wir uns, die 12 Volt Anlage vom System zu trennen und Magnus auf seinen nächtlichen Parkplatz in Altona zu fahren. Wir werden dann wohl ohne Radio fahren und die Handys an der Powerbank füttern. Es wird langsam dunkel. Ich packe dann mal unsere Klamotten zusammen, während das Elektrikthema Manuel keine Ruhe lässt. Er bleibt bei Magnus und schraubt weiter. Eine Stunde später schaue ich mal wieder mit einer bestellten Pizza am LKW vorbei. Manuel ist mittlerweile fündig geworden: Magnus hat einen Spannungswächter für die Feuerwehreinbauten verbaut, der in Kombination mit seinen leicht altersschwachen Fahrzeugbatterien verhindert hat, dass wir unser Radio in Betrieb nehmen können. Sobald man den Motor startet, läuft auch das Bordentertainment-System. Darauf hätten wir auch gerne schon vor Stunden kommen können! Wenigstens genießen wir jetzt beruhigt unser Abendessen ganz im Reisemobil-Stil auf der Bank unserer Doppelkabine. Ein erster Vorgeschmack auf das Camping mit Magnus. Fühlt sich schon sehr gut an. Gegen Mitternacht fallen wir erschöpft ins Bett.

Am 4. Juli, gegen 7 Uhr machen wir den Abfahrtscheck am Iveco-Magirus. Der Motor springt wieder tadellos an, sämtliche Fahrzeugelektrik sowie die Pneumatik funktionieren ebenfalls und im Fahrerhaus gibt es Musik und USB-Steckdosen. Bei leichtem Nieselregen fahren wir auf die A7 und durch den Elbtunnel gen Süden. Auf Wiedersehen Hamburg. Auf Höhe des letzten Standortes von Magnus im Heidekreis wird es dann endgültig sonnig und warm. Mit konstanten 90 km/h kommen wir gut voran. Bei dieser Geschwindigkeit ist die Lautstärke im Fahrerraum noch auszuhalten – die Musik muss man halt etwas lauter drehen. Mit hohem Komfort kann man in der Kabine natürlich nicht rechnen, viel Beinfreiheit und eine gute Aussicht gibt es aber. Magnus‘ Fahrer hat zumindest einen Schwingsitz, der auch noch ganz passabel funktioniert und nicht sehr durchgesessen ist. Als Beifahrer bekommt man jedoch voll zu spüren, wie schlecht es um die Fahrbahndecke der A7 auf einigen Abschnitten bestellt ist. Wir treffen die Entscheidung, die Sitze, entgegen unserer ursprünglichen Planung, doch möglichst bald auszutauschen. Je mehr die Sonne scheint und je länger der Motor läuft, desto wärmer wird es im Fahrerhaus. Immerhin sitzen wir direkt über der riesigen Maschine. Die Fenster zu öffnen bringt nur wenig Entlastung. Vielleicht wird es minimal kühler in der Kiste, dafür ist der Lärm der überholenden Autos ohrenbetäubend. Aber so ist das eben in einem Oldtimer. Wir werden in unserem Plan bestätigt, die Fahrerkabine sorgfältig mit Dämmung auszukleiden und durch einen Dachträger für Abschattung zu sorgen. Magnus selber läuft derweil ohne jedes Problem. Er ist spurtreu, seine Bremsen funktionieren und das Deutz-Triebwerk liefert eine gute Leistung. Selbst auf den größten Steigungen der Kasseler Berge fällt die Tachonadel nicht unter 60 km/h. Nicht schlecht!

Nach rund 800 Kilometern und knapp zwölf Stunden Reisezeit – wir haben zwei Pausen und Tankstopps gemacht – kommen wir einigermaßen müde und durchgeschüttelt in Augsburg an. Derart lange Etappen wollen wir in Zukunft gerne vermeiden. Dennoch sind wir absolut zufrieden mit Magnus. Er hat sich super geschlagen auf der Fahrt. Sein Verbrauch lag bei etwas unter 22 l / 100 km. Das entspricht unseren vorherigen Vermutungen und ist absolut in Ordnung. Sollte sich an dieser Stelle jemand gerne an unserer Dieselkasse beteiligen wollen, haben wir hier eine Spendenseite eingerichtet. Es würde uns freuen, wenn wir so die eine oder andere Tankfüllung für Magnus‘ Leben geschenkt bekämen.
Magnus bleibt nun erstmal zwei Wochen alleine in seinem neuen Heim. Dann wird Manuel zurück kommen und einige vorbereitende Arbeiten für unsere erste große Umbauaktion erledigen. Derweil müssen wir mal wieder unseren geregelten Jobs nachgehen – schließlich sind wir nur Freizeit-Schrauber. Wir hoffen, die Reise bis hier gefällt Euch und Ihr folgt uns weiterhin.

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