Das wurde aber auch Zeit!!!

Endlich lassen sich meine beiden Pfleger wieder bei mir blicken und bringen auch Zeit mit, mir die nötige Aufmerksamkeit zu widmen. Das gesamte Jahr 2021 haben sie mich sehr vernachlässigt. Na gut, sie sind immer mal wieder vorbei gekommen, um mir die Stoßstange zu tätscheln und zu schauen, ob mit mir alles in Ordnung ist. Hat mich grundsätzlich auch jedes Mal gefreut, aber diese Besuche waren kurz und ließen mich am Ende stets mit ein paar weniger meiner Anbauteile zurück.

Im Sommer 2022 waren sie dann auch mal wieder zwei Wochen bei mir, haben aber immer mehr meiner Teile abgeschraubt und ausgebaut, so dass ich am Ende fahrunfähig in die Ecke meiner Garage geschoben wurde. Alle meine schönen Drucklufttanks, die Bremszylinder, sämtliche Leitungen und Kabel sowie mein Dieseltank sind nun entweder ganz verschwunden oder liegen nutzlos herum. Die Radkästen haben sie mir auch abgeschraubt. Nun merke ich doch, dass es in meinem Blechkleid heftig zwickt. Da hat sich wohl das eine oder andere Rostloch gebildet, was ich bisher aber tapfer ignoriert habe. Jetzt könnten die beiden sich darum wirklich einmal kümmern. Man möchte ja nicht zum alten Eisen gehören.

Ganz schön unangenehm so neben meinen jüngeren Hallen-Mitbewohnern, die mich immer mit meinem desolaten Zustand aufziehen. Vor lauter Scham bin ich ganz rot angelaufen. Dabei hatten mir die beiden Menschen doch versprochen, mich ganz bald wieder auf Hochglanz zu polieren und mir mein verdientes Rentnerleben auf den großen Straßen dieser Welt zu ermöglichen. Ich beginne mir ernsthaft Sorgen zu machen, ob dieser Plan noch einmal in die Tat umgesetzt wird. Schließlich werde ich nicht jünger – Manuel und Mareike nebenbei auch nicht 😉

Nun sind sie aber hier und beginnen damit, wieder ein paar lebenswichtige Organe zu reinstallieren. Ich erhalte einen neuen Dieseltank – nein, halt – zwei Dieseltanks. Die sind aber schön leicht, denn sie sind aus Aluminium gefertigt. Gleichzeitig fassen beide zusammen 400 Liter. Das wird uns weit bringen.

Meine Drucklufttanks sind auch wieder aufgetaucht und erstrahlen in frischem Schwarz. Fast hätte ich sie nicht wiedererkannt. Manuel macht sich auch gleich daran, sie an meinem Rahmen festzuschrauben. Nicht immer dort, wo sie vorher waren, aber das soll nicht mein Problem sein. Manuel erzählt derweil etwas von „Platz im Rahmen für Abwasser- und LPG-Tanks“. Ich habe keine Ahnung, wofür das gut sein soll, aber er denkt sich bestimmt etwas dabei. Ich warte einfach mal ab. Viel tun kann ich auch nicht, da ich weder meinen Motor starten, noch bremsen kann. Ich will halt mal geduldig sein.


Jetzt reicht es aber!!! Während Manuel mit seinem Vater fleißig defekte Kabel austauscht und meine Kabelbäume neu wickelt sowie alle meine Luft- und Flüssigkeitsleitungen erneuert, baut Mareike noch mehr Teile aus. Als würde es nicht genügen, dass mein schönes Armaturenbrett seit Monaten unauffindbar, und mein Lenkrad nur lose aufgesteckt ist, nimmt sie mir nun noch meine letzten ursprünglichen Teile. Ich werde um alle verbliebenen Wandverkleidungen und Fußbodenmatten beraubt. Außerdem sehe ich, wie sie meinen Fahrersitz samt Konsole davon trägt und in dieses seltsame Kastenwagen-Wohnmobil verlädt, welches sie stets zu mir begleitet. Seinen Namen hat er mir übrigens noch nicht verraten. Bisschen wortkarg der Kollege. Wir sollten schon dieselbe Sprache sprechen. Er ist ein Fiat und schließlich habe ich nach der Übernahme von Magirus durch Iveco auch Italienisch lernen müssen. Gut, vielleicht habe ich einen starken Akzent, aber ist das ein Grund, mich gänzlich zu ignorieren und auf keine meiner Fragen zu reagieren?

Nun gut, vielleicht war es doch nicht so eine schlechte Idee, dass Mareike meinen zweiten Sitz auch noch ausgebaut hat. Ein paar Tage später stehen Manuel und Mareike mit frisch gekürzten und lackierten Sitzkonsolen vor mir. Dabei haben sie einen echt schnuckeligen neuen Fahrer- und Beifahrersitz mit Luftfederung und integriertem Gurt. Die Sitze passen sie kurzerhand in mein Fahrerhaus ein und sehen recht zufrieden aus. Ich verstehe nur nicht, warum sie alles gleich wieder demontieren und fort bringen. Menschen sind schon schwer zu durchschauen.

Für meine bisherige Geduld bedankt sich Mareike daraufhin bei mir, indem sie mich mit einem umfassenden Wellnessprogramm verwöhnt. Ich werde im gesamten Fahrerhaus gesäubert. Offene Blechstellen versieht sie mit Rostschutzlack. Gedämmt wurde ich ja bereits, was sich einerseits ungewohnt, andererseits auch wohlig warm anfühlt. Außerdem sei ich weniger klapprig, sagt Mareike. Ich muss doch sehr bitten – ich bin ein rüstiger Rentner und kein klappriger Alter! Naja, sei es ihr verziehen, denn nun sprüht sie pflegende Hohlraumversiegelung an alle Stellen, die zukünftig noch rosten könnten. Ich fühle mich um viele Jahre verjüngt und bin fit für zukünftige Abenteuer.

Ich bin zwar schon ein gutes Stück wieder aufgebaut, aber leider noch lange nicht der stolze LKW von früher. Da müssen die beiden noch viel tun. Jetzt schieben sie mich aber erstmal wieder an meinen Stellplatz und ich weiß schon, was mir blüht: monatelanges Warten in der dunklen Halle neben weißer Ware, die sich ständig über mich lustig macht. Eines Tages werden meine Nachbarn schon sehen, was sie davon haben, mich zu belächeln. Ich werde nämlich an Orte kommen, von denen die zweiradgetriebenen Plastikkisten nur träumen können.


Wenn ihr mehr oder häufiger von mir lesen wollt, schaut doch mal in meinen sozialen Netzwerken vorbei. Da veröffentlichen meine beiden Besitzer stets die neuesten Fotos von mir und ihrem Arbeitsfortschritt. Mit dem Blog sind sie echt ein wenig langsam. Dabei hätten sie doch Monate Zeit, in denen sie sich nicht bei mir blicken lassen. Ich frage mich schon, was die beiden eigentlich so machen. Naja, egal. Den Link zu meinen Profilen findet ihr unten. Abo und Like nicht vergessen. Danke!

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2 Kommentare

  1. Hallo Ihr beiden, wir haben uns in Dasing vor zwei Wochen kennengelernt. Heute haben wir Euren Blog-Beitrag gelesen. Echt nett geschrieben und hübsche Illustrationen. Wir hoffen ihr seid gut vorangekommen und Magnus drängelt nicht zu dolle 😉 Wir wünschen Euch ein schönes Wochenende und eine erholsame Zeit in der Schweiz oder einen guten Wirkungsgrad bei Magnus. Viele Grüsse, Ina und Christoph mit Mzungu

    • Hallo ihr 2, vielen Dank für Eure Nachricht. Wir hoffen, Ihr hattet einen schönen Kurzurlaub.
      Da es leider noch ziemlich frisch war, sind wir nicht ganz so voran gekommen, wie wir geplant haben. Dennoch sind wir ein paar entscheidende Schritte weiter.
      Hoffentlich läuft man sich mal wieder über den Weg. Euch stets gute Reisen mit Mzungu. Wir verfolgen es auf Instagram. Liebe Grüße aus der Schweiz

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