Nein, uns fehlt ja immer noch ein Dach. Aber nun mal der Reihe nach…
Zunächst sind wir im Juni 2021 für ein Wochenende nach Augsburg gefahren, um so viele Teile wie möglich aus dem Fahrerhaus auszubauen. Alle Kunststoffteile benötigen eine Generalüberholung. Das Armaturenbrett ist schon fast vollständig entfernt, jedoch das letzte Teil hinter dem Lenkrad kann nur weichen, wenn das Lenkgestänge gelöst wird. An seiner Befestigung arbeiten wir uns mehrere Tage erfolglos ab. Die Abreißschraube wehrt sich gegen jeden Versuch, sie zu drehen. Wir wollen sie aufbohren, aber diverse Bohrer brechen ab – der letzte bleibt in der Schraube stecken. Wir müssen die Versuche abbrechen und nun erst einmal neue geeignete Werkzeuge bestellen.

Die alten Sitze werden wir gegen moderne Schwingsitze tauschen. Daher muss der Beifahrersitz schon einmal ausziehen. Unsere Standheizung läuft leider nicht, so dass wir diese ebenfalls demontieren. Es wird sich aber später herausstellen, dass ihr das nötige e-Prüfzeichen fehlt und wir sie ohnehin nicht wieder einbauen werden. Eine grobe Reinigung schließt die Arbeiten an der Fahrerkabine ab.
Manuel macht derweil eine detaillierte Bestandsaufnahme der LKW-Technik. Viele Leitungen sind beschädigt oder sehen nicht mehr sehr vertrauenserweckend aus. Irgendwo hat das Druckluftsystem eine Undichtigkeit. Einer der Bremsflüssigkeitsbehälter hatte geleckt und die korrosive Flüssigkeit hat umliegende Teile, auch den Zylinder selbst, angegriffen. Daher planen wir nun doch eine deutlich umfangreichere Sanierung des Fahrzeuges, als wir ursprünglich angenommen haben. Eine lange Bestellliste für Teile und Werkzeuge begleitet uns mit nach Hause.
Im Juli nehmen wir zwei Wochen Urlaub, um mal wieder richtige Fortschritte an unserem Fahrgestell zu machen. Da liegt noch sehr viel Arbeit vor uns. Die Entscheidung, sämtliche Leitungen und Tanks für Diesel, Druckluft, Hydraulik sowie die Elektrik neu zu installieren wird uns von nun an viele Wochen beschäftigen. Eine sorgfältige Reinigung des Rahmens und aller verbauten Teile ist dringend nötig, um den Erhaltungszustand abschließend beurteilen zu können. Die Feuerwehr hat alle beweglichen Teile sehr reichlich geschmiert. Das entsprechende Fett hat sich von den drehenden Wellen in alle Richtungen verteilt. Daher gilt: alles muss ab und raus. Die Demontagearbeiten sind echte Zeitfresser, da sich viele enge Verbindungen, die Magnus mit seinen Anbauteilen eingegangen ist, gar nicht so einfach lösen lassen.
Im vorderen Teil des LKW geht es zwar voran, aber die Arbeiten ziehen sich auch hier in die Länge. Nach einer intensiven Reinigung der Fahrerkabine folgen Rostprävention an sämtlichen offenen Blechteilen oder Bohrungen. Jetzt finden erstmals Aufbauarbeiten statt: ich dämme große Blechflächen zunächst akustisch mit Alubutyl und danach thermisch mit Armaflex.

Fast eine Woche ist vergangen, ohne dass wir wirklich befriedigende Fortschritte erkennen können, obwohl wir täglich acht bis zehn Stunden beim Fahrzeug verbringen. Auch die Abreißschraube am Lenkgestänge hat sich noch nicht zum Aufgeben bewegen lassen – trotz erneuter Versuche und des Einsatzes neuer Werkzeuge.
Wir hatten uns vieles an diesem Projekt anders vorgestellt, aber speziell das Thema Wohnkabine gehört zu den bisher nervenaufreibendsten und langwierigsten Unterfangen. Bis zuletzt hoffen wir auf die Lieferung unserer Deckenplatte, damit wir die Kabine fertig verkleben und dann vom Norden in den Süden fahren können. So soll es aber nicht sein. Das Paneel für unser Kabinendach war nach zahlreichen Kommunikationsversuchen mit dem Händler endlich für Ende Juni / Anfang Juli angekündigt. Mittlerweile ist der Juli halb vorbei, einen konkreten Liefertermin haben wir jedoch immer noch nicht. Nun läuft uns die Zeit davon. Die Kabine muss ihren aktuellen Bau- und Standort verlassen. Richard benötigt sein Grundstück für andere Arbeiten und Projekte. Wir haben seine Geduld auch wirklich schon ausreichend strapaziert.
Wir unterbrechen daher die Arbeiten am LKW und fahren über das Wochenende nach Norddeutschland. Hierzu leiht uns ein Freund aus Augsburg seinen Anhänger, der für den Kabinentransport geeignet ist. Flo, du bist für uns immer wieder eine große Hilfe und ein Retter in der Not. Wir laden Paletten, Antirutschmatten und LKW-Spanngurte zur Ladungssicherung ein. Zwei Hi-Lifts sind auch mit an Bord – irgendwie muss die Kabine schließlich rauf auf die Ladefläche. Ein Bekannter schneidet uns noch ein paar Restholzplatten zu, so dass wir die Kabine später mit einem provisorischen Dach versehen können. Aufgrund von Lieferengpässen bei Bauholz können wir nämlich keine geeigneten Platten im Baumarkt in Norddeutschland erwerben. Jetzt geht es los. Bei schönstem Sommerwetter fahren wir quer durch Deutschland.
Wir freuen uns auch sehr auf das Wiedersehen mit Richard, seinen Freunden und seiner Familie. Wir werden auch einige neue Gesichter kennenlernen. Im Norden angekommen, begutachten wir zunächst die Wohnkabine. Richard erzählt uns von den Wetterkapriolen der vergangenen Wochen und dass er die Kabine mehrfach vor Wassereinbrüchen retten musste. Vielen Dank dafür. Daher weist unser kleines Haus auch keinerlei Schäden auf. Für den Transport ohne Dach decken wir es nun mit Holzplatten ab. Für die Verladung auf den Anhänger ist nun alles vorbereitet.
Richard hat an diesem Wochenende Geburtstag und zu diesem Anlass einige Freunde eingeladen, die alle mit den unterschiedlichsten Campingmobilen angereist sind, so dass der Garten einer Wagenburg gleicht. Wir durften glücklicherweise in einem Gästezimmer im Haus übernachten. Ein schöner Abend an Grill und Feuerschale beschließt den Tag. Am Folgetag muss die Kabine auf den Hänger, was ohne Gabelstapler oder Kran etwas aufwendiger ist. Mit vereinten Kräften sämtlicher Partybesucher, den beiden Wagenhebern und vielen Paletten heben wir das Bauwerk an, um es dann mithilfe unserer bewährten Möbelroller auf den Hänger zu schieben.

Das funktioniert erstaunlich gut und sicher. Nun die Kabine auf den Antirutschmatten absetzen, alles mit LKW-Plane abdecken und fest verzurren, so dass wir unterwegs nichts verlieren. Eine Nacht schlafen wir noch, um dann früh am nächsten Morgen gen Süden zu starten.

Das Gespann fährt sich richtig gut und nach der ersten Stunde Fahrt im Regen klart es auf, so dass wir den Rest bei strahlender Sonne reisen. Ein wenig Glück braucht es halt auch. Angekommen an ihrem neuen Standort, muss nun die Kabine wieder runter vom Anhänger. Unser Vermieter hat einen großen Hubstapler organisiert und einige seiner Bekannten überzeugt, mit anzupacken. Mit dieser tollen Unterstützung ist alles umgehend an seinem Platz und wir können nach einem langen Tag endlich ins Bett fallen. Wir sind sehr erleichtert, diesen Abschnitt unseres Abenteuers bewältigt zu haben.
Nachdem die Wohnkabine jetzt erstmal trocken untergebracht ist, können wir den zweiten Teil des Urlaubes wieder den Arbeiten an Magnus widmen. Diese Woche hat ausschließlich ein Thema: putzen, putzen, putzen.

Mühsam arbeiten wir uns mit tatkräftiger Unterstützung von Freunden und Familie am Hauptrahmen vor. Das Unterbodenwachs hat über die Jahrzehnte eine kompakte Schicht gebildet, der man nur mit Spachtel, Drahtbürste und heißer Seifenlauge zu Leibe rücken kann. Gleiches gilt für die Drucklufttanks, Konsolen und Bremszylinder. Das frisst richtig Zeit.

Als nach mehreren Tagen alle Teile wieder fettfrei sind, werden sie mit Rahmenlack neu lackiert. Das sieht schon wieder gut aus. Wir spendieren Magnus auch ein paar neue Hydraulikbehälter, da der eine alte ja bereits undicht war. Die Abgasanlage müssen wir ein wenig anpassen, da sie an ihrer bisherigen Position mit dem neuen Dieseltank kollidieren würde. Daher alles abbauen, das Auspuffrohr kürzen, den Schalldämpfer entrosten und schließlich alles mit Ofenlack versiegeln.

Endlich löst sich auch das Lenkgestänge und wir können das letzte Teil des Armaturenbretts ausbauen. Sämtliche Kunststoffteile werden gesäubert, geflickt und zum Schluss neu gefärbt. Einige Teile beziehe ich mit dünnem Filz, da die Einbauten der Feuerwehr hässliche Narben in den Originalteilen hinterlassen haben. Einige Masken für die Schalterkonsolen haben wir für unsere Bedürfnisse konstruiert und gedruckt. Am Ende der Restaurierung sehen die Elemente fast nach Neufahrzeugteilen aus.

Die Bodenmatten der Feuerwehr sind noch weitgehend intakt. Da sie der Form des Fahrzeuges perfekt angepasst sind, möchten wir sie wiederverwenden. Eine gründliche Reinigung ist aber auch hier vonnöten. Um später genügend Kopffreiheit auf unseren luftgefederten Sitzen zu haben, müssen wir die Sitzkonsolen kürzen. Daher bauen wir zunächst die Beifahrerseite aus. Sie wird unser Testobjekt werden und zeigen, ob wir die alten Teile weiter nutzen können. Das leere Fahrerhaus und den nackten Rahmen nutzen wir, um für alle zu konstruierenden Konsolen und neuen Innenverkleidungen entsprechende Schablonen anzufertigen.

Kurz vor Feierabend schrauben wir noch die GFK Radläufe ab, da wir diese für die später zu installierenden großen Räder kürzen werden. Hier entdecken wir zum ersten Mal an Magnus ernstzunehmende Korrosionsschäden. Im Radkasten und im Fußboden der Beifahrerseite finden sich mehrere Durchrostungen. Das ist zwar ein übliches Problem bei unserem Fahrzeugtyp, aber einige schlecht ausgeführte Reparaturen der Feuerwehr haben das Problem noch verstärkt. Beispielsweise waren die Kondensatabläufe mit Silikon verschlossen, so dass sich Staunässe gebildet hat, die den ganzen hinteren Radlauf zersetzte. Das sieht nach reichlich ungeplanter Arbeit aus.

Am letzten Tag unseres Urlaubes – ein Freitag – kommt die Nachricht: das Dach könne am darauffolgenden Montag viele Stunden nördlich von Augsburg abgeholt werden. Zu spät! Jetzt müssen wir zurück in die Schweiz und wieder einmal neu planen.
Lange Zeit stand unsere Kabine unfertig und ohne Dach an verschiedenen Orten herum. Mittlerweile ist es September. Nachdem es beruflich eine gefühlt endlose Zeit nicht einzurichten war, können wir wieder ein paar freie Tage einschieben, um unser Dachpaneel direkt beim Hersteller abzuholen. Erneut leihen wir uns den Anhänger, mit dem wir bereits die Kabine abgeholt haben. Nach einiger Unklarheit bezüglich des Abholortes und dementsprechenden Umwegen durch Deutschland, haben wir zu guter Letzt eine Deckenplatte in unserem Hof liegen.

Die Stufenausschnitte für die Dachfenster sind umgehend gesägt. Übung macht den Meister. Nun transportieren wir das Paneel zur Kabine und heben es mit einigen Helfern hinauf. Viele Sikaflex-Nähte später sitzt das Dach sicher. Die ersten Kantenschutzbleche bringen wir noch an und sind selbst überrascht, wie genau wir die Winkel sämtlicher Platten zueinander hinbekommen haben.

Leider bleibt keine Zeit für das Einsetzen der Dachfenster und das Ankleben der letzten Winkel- und Knotenbleche. Wieder einmal lassen wir die Kabine unvollständig zurück. Der nächste Termin für einen längeren Arbeitseinsatz ist nicht absehbar, da wir keine Urlaubstage für 2021 mehr übrig haben.
Im März 2022 ist es endlich soweit. Es ist wieder wärmer, so dass auch Arbeiten im Freien erledigt werden können. Außerdem können wir sicherstellen, dass die Verklebung von Kabinenteilen mit Sikaflex sicher funktioniert. Der Kleber verträgt während der Aushärtung keinen Frost. Die verbleibenden Aluwinkel an Kabinenfront und -heck bringen kleben wir zuerst auf. Während der Aushärtezeit setzen wir die beiden Dachfenster in ihre vorgefertigten Stufenausschnitte ein. Am Ende dieses Arbeitseinsatzes bringen wir noch die Knotenbleche an allen vier oberen Ecken der Kabine an. Das ist ein riesiger Meilenstein auf dem Weg zu unserem mobilen Zuhause.

Jetzt sind wir dicht! Die Kabine hat ein Dach. Wir sind außerdem überglücklich, dass wir diese eine Baustelle vorerst abschließen konnten. Zurück geht es in die Heimat. Das nächste Mal widmen wir uns dann erneut den Restaurierungsarbeiten am Fahrgestell. Das ist aber eine neue Geschichte für diesen Blog. Bis dahin wünschen wir euch viel Erfolg für eure Projekte. Habt ihr Fragen oder Anregungen? Dann meldet euch doch gerne über das Kommentarfeld oder die üblichen sozialen Medien.
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