
Im letzten Beitrag haben wir die Optionen für unser LKW-Fahrgestell genannt. Als Favorit stellt sich nun mehr und mehr der Iveco-Magirus 90-16 AW heraus. Für dieses Fahrzeug spricht in unserem Fall ein wesentlicher Grund: Manuel hat das Fahrzeug etwa zehn Jahre lang beim THW gefahren und daran herumgebastelt, so dass er sich mit der verbauten Technik sehr gut auskennt.
Die Entscheidung für einen LKW – insbesondere den 90-16 – bringt gleich eine ganze Reihe Vorteile:
- Das Fahrzeug hat eine gute Verfügbarkeit am Markt. Die Behörden mustern regelmäßig LKW diesen Typs aus.
- Meist sind die Fahrzeuge in gutem Erhaltungszustand dank liebevoller Wartung durch Feuerwehr oder THW.
- Fast alle 90-16er haben eine geringe Kilometerleistung, da sie üblicherweise im Katastrophenschutz eingesetzt wurden.
- Diese Allrad-LKW haben eine bessere Geländetauglichkeit als jeder Kastenwagen, vor allem da viel mehr Bodenfreiheit möglich ist.
- Es ist ein LKW, aber er ist klein. Die nur 3,50 m Radstand sorgen für die nötige Wendigkeit.
- Ein 90-16 besitzt einfache Technik weitestgehend ohne Elektronik und ermöglicht daher Wartung und Reparaturen fernab einer Fachwerkstatt. Der Motor findet sich in vielen Landmaschinen weltweit, was diesbezüglich eine gute Ersatzteilversorgung sicherstellt, auch wenn der 90-16 fast ausschließlich in Deutschland zum Einsatz kam.
- Trotz seines Alters besitzt der 90-16 ein modernes Frontlenker-Konzept. Da man hier oberhalb des Motorblocks sitzt, ist die Lautstärke in der Fahrerkabine deutlich reduziert gegenüber den Haubern. Außerdem bietet das Fahrzeug damit eine sehr gute Übersicht.
- Der Fahrzeugtyp wurde bis 1992 gebaut (Erstzulassungen sind bis etwa 1994 vorhanden). Viele Fahrzeuge qualifizieren sich daher für ein H-Gutachten. Dies kann bares Geld im Unterhalt sparen.
- Es handelt sich um ein 9-Tonnen-Fahrgestell, aber mit Leichtbau ist eine Ablastung auf unter 7,5 Tonnen möglich.
- Erfahrungsgemäß liegen die Verbrauchswerte zwischen 18 und 25 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Das ist noch ganz vernünftig und trägt auch zu geringeren Unterhaltskosten bei.
- Die Kaufpreise für dieses Modell steigen zwar in den letzten Jahren stetig, da es (zurecht) im Trend für Expeditionsmobil-Umbauten liegt. Dennoch ist ein Erwerb mit unter 10.000 Euro möglich – je nach Zustand.
- Die Allrad-LKW Community ist sehr hilfsbereit und wächst stetig. Viele Urgesteine der Szene geben gerne wertvolle Tipps. Vielen Dank!!!
Nun aber mal ehrlich? Gibt es da gar keine Nachteile?
Na klar gibt es die! Im Besonderen, wenn man den 90-16 mit seinen modernen Kollegen zum Beispiel von MAN und Mercedes vergleicht.
Sollte man sowohl für die Anschaffung als auch für den Unterhalt tief in die Tasche greifen können und wollen, gibt es sicherlich viel komfortablere Varianten am Markt. Natürlich besitzt so ein Oldtimer nur die Technik seines Baujahres und man kann auch nicht beliebig aufrüsten. Auf ABS, Airbags, Luftfederungen und Klimaanlage im Fahrerhaus sollte man verzichten können.
Der Ausbau eines Behördenfahrzeuges zu einem Reisemobil bringt viel Arbeit mit sich. Sehr viel. Ein derartiges Projekt wird gut und gerne zwei oder drei Jahre dauern – speziell wenn man nur in Teilzeit daran arbeiten kann. Muss es schnell gehen oder es fehlen die technischen Fähigkeiten (bzw. der Wille, diese zu erlernen), raten wir zum Kauf eines fertigen Reisemobils.
Dieser LKW ist relativ klein. Sein kurzer Radstand kommt ihm sicherlich im Gelände zugute, aber dennoch sind seine Fähigkeiten auf einen moderaten Offroad-Einsatz begrenzt. Ist man auf der Suche nach einem kräftigen Allrad-Monster, das jeden Untergrund spielend meistert, schaut man sich besser bei größeren Kalibern um. Fahrassistenzsysteme sucht man selbstverständlich beim 90-16 vergebens. Man muss also die Geländefahrfähigkeiten selbst mitbringen.
Bei diesem LKW muss man auf das Gesamtgewicht achten. Er hat 118kW (160 PS). Das ist für Reisen, bei denen der Weg das Ziel ist ausreichend. Der Wagen läuft angenehm mit 90 km/h – darüber kommt er auch, aber dann wird es durchaus laut im Fahrerhaus. Bergauf gewinnt er keine Rennen. Also überlegt man besser gut, welche Art von Reisen man bevorzugt.
Fazit
Wir sind überzeugt, dass der Iveco-Magirus 90-16 das perfekte Fahrgestell für unser Reisemobil der nächsten Jahre ist. Wir freuen uns auf unseren ersten Selbstausbau. Jetzt wollen wir unseren 90-16 finden!
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