Fast ein halbes Jahr B(l)aupause

Es war zwar vorhersehbar, aber doch trifft uns der Lockdown hart. Magnus steht immerhin in einem anderen Land als das, in dem wir leben. Daher können wir nicht einfach zu ihm fahren und weiter an seinem Fahrwerk schrauben. Vorerst steht alles still. Planung statt Praxis stehen fortan auf unserer Agenda.

Wir nutzen dementsprechend die Zeit und fokussieren uns auf das Thema Wohnkabine. Bereits vor Wochen haben wir über Kleinanzeigen einen Kontakt zu jemandem aufgenommen, der gerade für sich und ein paar Bekannte den Bau von mehreren Wohnkabinen plant. Nach zwei Telefonaten sind wir uns schnell einig, dass wir gerne in das Projekt mit einsteigen. Dies vergrößert die Zahl der bestellten Sandwichplatten und ermöglicht daher einen konkurrenzfähigen Preis. Aufgrund voraussichtlich langer Lieferzeiten haben wir sogleich die Außenwände des Aufbaus in 3D modelliert und die Bestellung der GFK-Sandwichpaneele aufgegeben. Der Zusammenbau wird in Eigenarbeit erfolgen gepaart mit reichlich Tipps und Tricks von unserem Partner. Dies soll aber ein späterer Beitrag im Detail erläutern.

Fertig für die Bestellung der GFK-Paneele

Die verfügbaren Maße unseres Wohnraumes stehen durch die Bestellung der Außenhaut also fest. Daraufhin planen wir (fast) alles noch einmal neu. Das Kabinenlayout stellen wir erneut in Frage. Auch die technischen Einbauten überdenken wir gründlich und finden eine große Anzahl Denkfehler oder Optimierungspotentiale.

Ganztägig zu Hause, an Arbeitstagen durchgehend in Telefonkonferenzen und an Wochenenden ohne externe Freizeitgestaltungsmöglichkeiten sitzen wir zur Ablenkung viele Abende zusammen und revidieren zunächst die Entwürfe für unsere Wohnraumaufteilung. Bisher haben wir das Layout lediglich in 2D in mehreren Ebenen gezeichnet. Nun geht es an den Entwurf in 3D. Einerseits nutzen wir ein entsprechendes Zeichenprogramm, aber oft kommen Modellbauten aus Möbeln, Kisten, Klebeband, Esszimmerstühlen und Türrahmen zum Einsatz. Dies hilft uns enorm, das spätere Raumgefühl einzuschätzen. Darüber hinaus besprechen und testen wir systematisch verschiedene Szenarien des täglichen Lebens im Camper: Wieviel Platz benötigen wir mindestens beim Kochen zu zweit? Welchen Bewegungsradius haben wir beim Duschen? Wie eng darf der Sitzbereich sein, um uns auch einen längeren Aufenthalt dort zu ermöglichen? Welche Kopffreiheit empfinden wir im Schlafbereich gerade noch als angenehm?

Die gewonnenen Erkenntnisse aus unseren Experimenten fließen direkt in eine Raumoptimierung. Dabei verschränken wir alle Möbel sowie Räume auf verschiedenen Ebenen unterschiedlich stark ineinander. Diese Arbeit ist sinnvoll nur mit einem CAD-Programm möglich. Kreative Lösungen für Möbelbau bei beschränktem Platzangebot sind gefragt. Wesentliche Änderungen betreffen vor allem Positionen und Dimensionen von Fenstern, Türen, Küche und Stauräumen.

Vorerst finaler Entwurf des Wohnkabinenlayouts

Der detailliertere Entwurf der Möbel und verfügbaren Räume führt direkt zu einer genaueren Planung der technischen Einbauten. Auch die Entscheidung, was wir aus praktischen Gründen in der Kabine oder bewusst außerhalb platzieren klärt sich zunehmend. Dabei hilft es auch, dass wir große Teile der Haustechnik jetzt bestellen oder zumindest die finale Entscheidung treffen, welche Geräte es sein werden. Über den Winter entstehen Konzepte für Heizung, Elektrik, Wasser, Entsorgung, Be- und Entlüftung sowie Detailkonstruktionen der Türen und Klappen.

Aufgrund einer Bewertung verschiedener Ausfallrisiken entscheiden wir uns für den Einbau einiger Redundanzen. Für Heizung und Warmwasser setzen wir auf die Verwendung des ohnehin vorhandenen Dieseltreibstoffs. Alternativ kann aber auch Strom zum Betrieb des Boilers genutzt werden. Eine ausreichend dimensionierte Elektrik ermöglicht überdies den Betrieb von günstigeren, auch auf Reisen verfügbaren Wechselstrom-Geräten wie beispielsweise Kühlschrank oder Wohnraumbeleuchtung. Zum Kochen und Grillen bevorzugen wir beide die Energiedichte von Gas, so dass wir zusätzlich eine LPG-Anlage verbauen werden.

Die Lieferungen stapeln sich

Neben technischen Entwürfen einigen wir uns auf ein Farbkonzept. Dieses soll sich sowohl im Exterieur als auch in allen Innenräumen wiederfinden. Wir bestellen auch einige Proben von Materialien, die wir gerne verwenden möchten. Unsere Ideen für Beleuchtung, Dekorationen und Heimelektronik reifen ebenfalls. Obwohl wir lediglich auf dem Papier Fortschritte erzielen, fühlt sich unser mobiles Heim zunehmend real an. Vielleicht liegt es auch daran, dass vermehrt in allen Ecken unserer Wohnung gelieferte Teile des Fahrzeuges oder der Kabine rumliegen.

Das Licht am Ende des Tunnels ist erkennbar als die ersten Lockerungen der Pandemiebekämpfungsmaßnahmen angekündigt werden. In wenigen Wochen werden wir unseren Magnus endlich wiedersehen.

Erinnerungen an Magnus zum Zeitpunkt der Abholung

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