Iveco-Magirus 90-16 – Teil 2: Bezugsquellen

Nachdem ich im vorherigen Teil die Unterschiede zwischen den einzelnen Baujahren und Fahrzeugserien erläutert habe, widme ich mich in in diesem Beitrag den verschiedenen Bezugsquellen für das Basisfahrzeug. Prinzipiell gibt es hier drei Möglichkeiten:

  • Direkt vom Verwertungsunternehmen des Bundes (VEBEG)
  • Vom Händler
  • Von Privat

Die einzelnen Varianten werde ich nachfolgend genauer mit deren Vor- und Nachteilen erläutern. Da die VEBEG für die meisten wohl noch unbekanntes Territorium ist, gehe ich darauf etwas genauer ein.

Die VEBEG

[UPDATE: Seit 2022 hat die VEBEG den Verkauf an Privatpersonen eingestellt. Wer nicht das Glück hat, über ein befreundetes Unternehmen zu bieten, dem bleibt wohl nur noch der Gang zum Händler oder der Direkterwerb.]

Über das bundeseigene Verwertungsunternehmen VEBEG werden nahezu sämtliche zum Verkauf stehende Besitztümer des Bundes verkauft. Mit Bund ist hier nicht, wie oft angenommen, die Bundeswehr gemeint, sondern die Bundesrepublik Deutschland an sich. Ursprünglich 1952 gegründet um zurückgelassenes Gerät der Besatzungsmächte gewinnbringend zu veräußern, findet sich inzwischen nahezu alles, was aus Staatseigentum verkauft werden kann, dort. Vom Werkzeugkasten der Autobahnmeisterei über die ausgesonderte Büroausstattung diverser Ämter, bis hin zur Fregatte der Bundeswehr und – für uns natürlich das wichtigste – Fahrzeuge im Bundeseigentum. Fahrzeuge, Waffen und Ausrüstungsstände, die dem Gesetz über die Kontrolle von Kriegswaffen (KWKG) unterliegen, werden nicht, oder erst nach deren Demilitarisierung, verkauft.

Wie im letzten Beitrag geschrieben geschrieben, wurden die meisten dieser Fahrzeuge vom Bund beschafft und werden deshalb auch vom Bund über die VEBEG verkauft. Egal ob von Privat oder vom Händler, nahezu alle dieser Fahrzeuge gingen urspünglich einmal über den Tresen der VEBEG. Selbst ohne BWL-Studium liegt es deshalb nahe, dass sich die günstigsten Preise beim Kauf direkt von der VEBEG erzielen lassen. Doch wie funktioniert das? Und gibt es einen Haken?

Wie funktioniert ein Kauf bei der VEBEG

Zunächst einmal kann sich jeder, der volljährig ist, bei der VEBEG anmelden. Um bieten zu können benötigt man eine sog. Gebot-PIN. Diese kann direkt über das online-Portal beantragt werden. Direkt nach dem Antrag enthält man eine Mail, in der sich zwei pdf-Dateien befinden. Nun wird es bürokratisch analog. Eine dieser pdfs (die Empfangsbestätigung) muss ausgedruckt, unterschrieben und dann per Post, Fax oder gesacannt per E-Mail-Anhang zurück an die VEBEG gesendet werden. Die Freischaltung erfolgt dann manuell durch einen VEBEG-Mitarbeiter. Das dauert auch während der regulären Arbeitszeit einige Stunden. Deshalb: nicht erst kurz vor Ablauf der Auktion anmelden.

Die Auktionsarten

Generell gibt es bei der VEBEG zwei Arten von Auktionen: Ausschreibungen und Live-Auktionen

Die Ausschreibung

Das Verfahren der Ausschreibung basiert auf dem Prinzip eines Blindgebots, d.h. jeder Interessent kann ein Gebot abgeben. Bis zum Schluss der Ausschreibung erfährt man nicht, was die Mitinteressenten geboten haben. Gebote können bis zum Ende der Ausschreibung zurückgezogen oder auch neu geboten werden. Ohne Erfahrung ist es schwer das richtige Gebot zu treffen. Etwas Gefühl kann man sich über den Vergleich Zuschlagspreise der vergangenen Auktionen bekommen. Mehr dazu aber, wie gesagt, unten.

Die Live-Auktion

Die Live-Auktion funktioniert so, wie man es von bekannten Online-Auktionsbörsen wie Ebay kennt. Bis zum Schluss des Auktionszeitraums kann geboten und überboten werden. Das höchste Gebot wird jeweils angezeigt. Einmal gemachte Gebote können nur aus sehr eng gefassten Gründen (z.B. 1.000.000 € statt 1.0000 € geboten) zurückgezogen werden. Diese Variante ist sicher auch für weniger erfahrene Käufer geeignet. Leider habe ich den Eindruck, dass Großgeräte bei den Live-Auktionen eher seltener angeboten werden und die Zuschlagspreise deutlich höher sind.

Vor- und Nachteile des Kaufs bei der VEBEG
Die Vorteile

Die beste Möglichkeit, ein richtiges Schnäppchen zu machen, hat man sicherlich wenn mann direkt bei der VEBEG kauft. Man kauft direkt an der Quelle, kein Zwischenhändler verdient.

Die Fahrzeuge lassen sich oft in der Nähe ihres ehemaligen Einsatzortes besichtigen, viele der Ansprechpartner vor Ort kennen die Fahrzeuge und können detaillierte Infos geben. In jedem Fall lässt sich aber herausfinden, wo das Fahrzeug wirklich stationiert war.

Generell werden bekannte technische Mängel in der Artikelbeschreibung des jeweiligen Verkaufsgegenstands von der VEBEG ehrlich beschrieben. Es sieht sogar eher danach aus, dass Fehler teilweise übertrieben werden, um nicht das Risiko von späteren Mängelansprüchen des Käufers einzugehen. Das kann aber auch ein Nachteil sein…

Die Nachteile

Diese Arte der Mängelbeschreibung führt auch dazu, dass es für den unerfahrenen Käufer fast nicht möglich ist, herauszulesen, welche Fahrzeuge wirklich Schrottmühlen und welche voll einsatzfähige LKW sind, die noch bis vor wenigen Wochen ihren Dienst verrichtet haben. Erfahrene Händler können sich das zu Nutze machen, um nach dem Gießkannenprinzip auf mögliche Schnäppchen zu bieten. Hierdurch kann man sich teuere Fahrten zu Besichtigungen sparen. Fahrzeuge in schlechtem Zustand können immer noch durch die eigene Werkstatt ausgeschlachtet und die Ersatzteile gewinnbringend verkauft werden. Hier ist schon ein sehr glückliches Händchen und viel Erfahrung nötig um ein Schnäppchen zu finden.

Die Fahrzeuge werden gekauft wie gesehen. Wer ungesehen kauft, verliert jeden Gewährleistungsanspruch. Es ist deshalb immer zu empfehlen, sich das Fahrzeug im Detail anzusehen. Probefahrten sind meist nicht und wenn, nur auf dem Hof möglich. Also unbedingt jemanden mitnehmen, der sich auskennt. Über bekannte Schwachstellen und häufige Schäden schreibe ich in einem der folgenden Beiträge.

Tipps

Hier ein paar Tipps zum Kauf, die mir während meiner Recherche untergekommen sind und die sich auch mit unseren Erfahrungswerten und denen von Bekannten decken:

  • Fahrzeuge in jedem Fall besichtigen
  • Informationen beim Vorbesitzer des Fahrzeugs einholen
  • Zuschlagspreise vergangener Auktionen recherchieren (siehe unten)
  • Geduld
  • Nicht von der Artikelbeschreibung irritieren lassen
  • Nicht alles was bei der VEBEG verkauft wird ist günstiger als aus anderen Quellen. Gerade bei den Live-Auktionen überbieten sich zunehmend scheinbar unerfahrene Privatkäufer.
  • Auf Ausstattung achten, die mit dem Fahrzeug verkauft wird. Ist eine funktionsfähige Tragkraftspritze dabei oder sind andere Ausstattungen vorhanden, die sich gewinnbringend verkaufen lassen? Hierdurch steigt der Preis, aber es lässt sich durchaus auch ein gutes Geschäft damit machen
Unbedingt auch mal einen Blick unter die Haube werfen. Wer das Führerhaus noch nie gekippt hat, sollte sich aber helfen lassen um Schäden am Fahrzeug zu vermeiden. Wer hat einen originalen 90-16 ohne Dachschaden zu Hause? 😉
Zuschlagspreise

Hier finden sich die Zuschlagspreise der vergangenen Auktionen. Leider werden hier nur die Artikeltitel angezeigt, die Beschreibung und die Fotos der Artikel ist nicht mehr einsehbar (zumindest wenn man nicht auch selbst auf den Artikel geboten hat). Wer sich gerade erst beginnt mit dem Thema auseinanderzusetzen, dem empfehlen wir aktuelle Auktionen zu beobachten, nach deren Ende den Zuschlagspreise zu recherchieren und sich eine Übersicht über Zuschlagspreis, Fahrzeugzustand, Alter und Fahrzeugstandort zu erstellen. Daraus lässt sich ein gutes Preisgefühl entwickeln und man kann nach einer Weile eigene Gebote abgeben. Je mehr man ein Schnäppchen machen möchte, desto öfter muss man bieten. Und selbst dann kann es passieren, das ein Mitbieter ohne Preisgefühl einem das vermeintliche Schnäppchen überteuert vor der Nase wegschnappt.
Das alles ist sehr langwierig, schneller geht’s vom Händler oder von Privat.

Der Kauf vom Händler

Der Kauf vom Händler dürfte für die meisten nichts neues sein. Deshalb hier nur eine kurze Übersicht.

Einen passenden Händler finden

Fahrzeughändler, die derartige Nutzfahrzeuge anbieten, finden sich nicht an jeder Ecke. Über die bekannten Fahrzeug- und Kleinanzeigenportale findet man aber ausreichend Inserate von Händlern. Viele haben nur Beispielfahrzeuge inseriert, aber zahlreiche Fahrzeuge auf dem Hof stehen. Gerade wenn man sich noch nicht ganz auf das Fahrzeug festgelegt hat, ist das eine gute Gelegenheit verschiedene Fahrzeuge kennen zu lernen.

Vor- und Nachteile beim Kauf vom Händler
Vorteile
  • Es ist einfach, überhaupt passende Fahrzeuge zu finden
  • Genaue Besichtigungen möglich
  • Probefahrten auch auf öffentlichen Straßen möglich (rote Kennzeichen meist vorhanden)
  • Oft große Auswahl an Fahrzeugen und Alternativen vorhanden
  • Gesetzliche Gewährleistung für Privatkäufer (mehr, siehe unten)
  • Relativ einfache Kaufabwicklung
  • TÜV, Ablastung und H-Gutachten oft durch den Händler möglich
Nachteile
  • Fahrzeuge meist deutlich teurer als von der VEBEG oder von privat
  • Ohne sehr klare Preisobergrenze und Geduld können gut geschulte Verkäufer das Budget auch überreizen
  • Leider einige schwarze Schafe bei den Händlern
  • Meist nicht genug Zeit, die Vorbesitzer des Fahrzeugs zu recherchieren
  • Oft unbekannte Standzeit des Fahrzeugs auf dem Hof
Tipps zum Kauf vom Händler

Einige allgemeine Tipps können helfen, auch beim Händler ein Fahrzeug für einen vernünftigen Preis zu bekommen.

  • Nicht das erstbeste Fahrzeug kaufen
  • Wenn nichts dabei ist gehen
  • Klare Preisobergrenze im Kopf haben
  • TÜV vom Händler machen lassen (siehe unten)
Die gesetzliche Gewährleistung

Viele Händler schließen die gesetzliche Gewährleistung in ihren Kaufverträgen mit teilweise sehr abenteuerlichen Argumenten (reines Bastlerfahrzeug, Fahrzeug nicht fahrbereit…) aus. Gemäß unserer Recherche ist dies bei Verkäufen an privat nicht zulässig, sofern sich das Fahrzeug nicht wirklich in dem beschrieben Zustand befindet. Fährt der Verkäufer das Fahrzeug noch zum TÜV oder lässt gar ein Oldtimer-Gutachten (=Fahrzeug ist in einem guten, erhaltungswürdigen Zustand) erstellen, wird er sich schwer tun im Zweifelsfall zu argumentieren, dass das Fahrzeug ein reines Ausschlachtfahrzeug ist, das der zukünftige Besitzer nicht zum Zweck, es in ein Wohnmobil umzubauen und damit zu fahren, erwerben kann. An dieser Stelle der Hinweis, dass diese Aussagen nur auf eigenen Erfahrungen und Recherchen basieren. Eine rechtssichere Auskunft von zugelassenen Anwälten kann man sich aber für geringes Geld bei den einschlägigen Internetportalen einholen. Hier wurde diese Frage sehr ausführlich von einem Anwalt beantwortet.

Generell gilt aber: Im Zweifelsfall erstmal mit dem Händler reden. Die meisten sind ja durchaus lösungsorientiert und sichern sich mit derartigen Klauseln eher davor ab, wegen jeder Kleinigkeit, die zum üblichen Verschleiß eines alten Fahrzeugs gehört, zur Kasse gebeten zu werden.

Der Kauf von Privat

Der Kauf von Privat ist eine weitere Möglichkeit an sein Traumauto zu kommen. Auf diesem Markt finden sich viele teilausgebaute Fahrzeuge von Besitzern, denen das Geld, die Zeit oder die Lust ausgegangen ist, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen.

Vor- und Nachteile
Vorteile
  • Oft günstiger Preis
  • Teilausgebaute Fahrzeuge verfügbar
Nachteile
  • Keine gesetzliche Gewährleistung (außer Haftung für dem Verkäufer bekannte Mängel – Nachweisbarkeit?)
  • Oft schwer nachvollziehbar wie lange das Fahrzeug wo stand
  • Oft Schäden durch unqualifizierte Reparaturversuche
Tipps zum Kauf von Privat
  • Fahrzeug sehr genau zusammen mit einem Fachmann ansehen
  • Wenn möglich: Probefahrt, zumindest auf dem Hof
  • Warum wird verkauft? Gründe Schlüssig oder soll ein defektes Fahrzeug gewinnbringend verkauft werden?
  • Sich vom Verkäufer detailliert beschreiben lassen, was am Fahrzeug umgebaut wurde und was defekt ist. Dies mindestens in einem Protokoll festhalten.
  • Nicht hinter jedem Privatverkauf einen Betrug wittern. Es gibt viele ehrliche Verkäufer mit denen man ein faires Geschäft aushandeln kann.

Preisniveau

Der 90-16 ist im Moment ein absolutes Trendfahrgestell für Umbauten zu Expeditionsmobilen. Das macht sich auch im Preis bemerkbar. Während vor einigen Jahren die meisten Fahrzeuge noch für rund 4 – 5.000 € zu haben waren, haben sich die Preise inzwischen etwa verdoppelt. Selbst direkt bei der VEBEG gehen Fahrzeuge in einem vernünftigen Zustand selten unter 6 – 7.000 € über die Ladenkante.

Für Fahrzeuge in einem guten Zustand vom Händler muss man, stand Juli 2020, mit rund 10.000 € rechnen. Diverse Händler haben aber den Trend erkannt und bieten bereits jetzt Fahrzeuge, wie von der VEBEG gekauft (mit Glück gewaschen, poliert und mit ausgetauschten Flüssigkeiten), für zu 20.000 € und mehr an. Frei nach dem Motto „Jeden Tag steht ein Dummer auf“.

Von Privat sind einige Fahrzeuge ungefähr zum VEBEG-Preis erhältlich. 90-16er mit gekürzter Gruppenkabine und ohne Aufbau werden von als Privatverkäufer agierenden Personen teils zu exorbitanten Preisen als („Basisfahrzeug für ein Expeditionsmobil“) angeboten.

Die Zuschlagspreise der VEBEG bieten einen halbwegs guten Anhaltswert, wie die Preise gerade sind. Händlerpreise dürfen höher sein, der Fahrzeugzustand ist zu beachten.

Fazit

Die verschiedenen Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile. Generell kann man durchaus sagen, dass die sicherste Variante (Händler) auch die teuerste ist.

Wir haben uns letztlich für ein Händlerfahrzeug an unserer oberen Preisgrenze entschieden. Wer unseren Blog liest, wird wissen, dass wir nicht alle unserer eigenen Tipps befolgt haben. Letztlich ist es auch ein Stück weit eine Gefühlsentscheidung und wir hatten bei unserem Magnus ein gutes Gefühl.

Im einem der nächsten Beiträge des Technik-Blogs gehe ich auf bekannte Mängel des 90-16 ein und beschreibe, worauf ich beim Kauf geachtet habe.

Links

Zuschlagspreise VEBEG: https://www.vebeg.de/web/de/verkauf/zuschlagspreise.htm

2 Kommentare

  1. Hallo ihr beiden,
    zur Vebeg habe ich eine wissenswerte Ergänzung: Privatpersonen können seit Jan. 2022 nichts mehr bei der Vebeg ersteigern oder kaufen, nur noch Unternehmer. Steht auch in deren AGB´s. Es bleibt aber noch die Möglichkeit indirekt über eine befreundete Firma zu ersteigern. Grund ist ein EU-Gesetz, dass die Vebeg zu Gewährleistungen gegenüber Privatpersonen verpflichtet hätte, die die Vebeg nicht erbringen kann. Sie versteigern eben auch viel defektes Material oder Schrott.
    Auf eure Seite bin ich auf der Suche nach einem Iveco-Magirus (oder Mercedes 814) gestoßen. Mir/uns reicht allerdings ein 4×2 unter 7,5t. Aus den von euch genannten Gründen möglichst aus Feuerwehrbeständen.
    Beste Grüße,
    Manfred

    • Danke, Manfred für die Info.

      Schade, dass es nicht mehr geht. Ich update den Beitrag und wünsche Dir ganz viel Erfolg beim Umbau. Wir würden uns über Statusupdates freuen. Es ist immer spannend und super hilfreich, welche Ideen andere Menschen mit dem gleichen Plan so haben.

      Liebe Grüsse
      Manuel

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